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Dungeons of Dredmore

Roguelike zum Schnäppchenpreis

Dungeons of Dredmore kam 2011 als erstes Projekt vom kanadischen Entwickler  Gaslamp Games auf den Markt und nimmt sich dem beliebten Genre der Roguelikes auf eine humorvolle Art und Weise an. Dem Hauptspiel folgten insgesamt drei DLCs – alles zusammen ist auf Steam als Complete Edition für 5,99€ erhältlich. Wer schnell ist hat noch bis zum 30. Januar 20:00 Uhr die Gelegenheit das Spiel auf humblebundle.com im Paket mit einigen weiteren Roguelikes oder Roguelikelikes zum selbstgewählten Preis zu erwerben. Über diesen Weg hat es sich auch in mein Blickfeld gemogelt und wird nun von mir einem 60 minütigem Ersteindruck unterzogen.

Technische Schwierigkeiten überwinden

Der Beginn mit Dungeons of Dredmore ist durchwachsen. Ich kann keine Screenshots machen und das gesamte Steam-Overlay funktioniert nicht. Nach kurzer Recherche stoße ich auf den Tipp für Dungeons of Dredmore in Steam die Startoption „-opengl“ einzutragen. Damit funktioniert zum Glück sowohl Fraps für Screenshots als auch das Steam-Overlay reibungslos. Als erstes wird versucht mir die Aspekte des Spiels in vielen kurzen Tutorials zu erklären: Mit Tatstaur oder Maus gehen, anklicken um anzugreifen, rechtsklicken um Fernkampfangriffe zu benutzen, Hebel ziehen etc. Dungeons of Dredmor 2014-01-26 18-13-06-75Als mir aufgetragen wird eine Armbrust zu suchen finde ich eine in meinem Inventar, rüste sie aus und erschieße den Gegner… doch nichts passiert. Im Nebenraum finde ich eine Armbrust auf dem Boden liegen und rüste diese aus. Der Auftrag lautet nun „töte den Diggle“… hmm der ist aber schon tot. Nur mit einem Verlassen und Neustart des Tutorials geht es weiter – unschön. Das hätte man anders lösen müssen, aber sei es drum, die anderen Tutorials erledige ich auch schnell noch und dann geht es ab ins erste echte Abenteuer.

Munchkin- The Roguelike?

Dungeons of Dredmor 2014-01-25 20-19-48-48Als erstes wird unser Held (oder unsere Heldin) erstellt. Dafür picken wir uns aus 47 Skillbäumen 8 raus, die unsere Startwerte und -fähigkeiten festlegen. Neben relativ konservativen Rollenspielfähigkieten wie Swords, Smithing oder Golemancy finden sich in unserer zufällig zusammengewürfelten Startausstattung auch sehr kuriose Fähigkeiten: Viking Wizardry und Paranormal Investigator. Auch Emomancy und Communist habe ich gesehen, das kann ja heiter werden.
Wir betreten das Dungeon weil… der dunkle Lord Dredmore vor langer Zeit tief unter der Erde eingesperrt wurde, nun aber seine magischen Fesseln gesprengt hat und deshalb gestoppt werden muss – schon wieder. Ein guter Grund. Von oben schauen wir unserem Helden zu, wie er die ersten Schritte in den unbekannten, zufallsgenerierten Dungeon macht. In typischer Roguelikemanier gilt es Truhen und Türen zu öffnen, fiese Monster zu besiegen, Dinge in den Mund zu nehmen, von deren Wirkung man keine Ahnung hat und möglichst lange zu überleben. Das alles läuft rundenweise abwechselnd. Erst führen wir eine Aktion aus, dann der Rest des Dungeons. Man sollte sich also gut überlegen was man als nächstes tut um idealerweise den ersten Schlag zu landen oder noch unbeschadet flüchten zu können. Das Töten von Monstern und Dungeons of Dredmor 2014-01-25 20-28-50-78andere erfolgreiche Aktionen geben uns Erfahrungspunkte und ggf. Geld und Loot. Besonders freuen wir uns natürlich über neues Equipment, dass uns direkt stärker macht. Jedes Item und jede Fähigkeit hat einen humorigen Text als Beschreibung und ich fühle mich an die Texte von den Munchkin Karten erinnert. Das ganze Spiel ist voll von lustigen Texten und Anspielungen auf andere Spiele. Recht früh im Spiel finde ich z.B. einen Threepwood Helmet – einen gusseisernen Topf. Großartig ist auch der Schrein von „Inconsequentia, Goddess of sidequests“, die uns auf Wunsch Nebenaufgaben aufträgt. Das Geld können wir in Shops und Automaten verprassen. Genug Erfahrungspunkte bescheren uns natürlich ein Level-Up und wir müssen uns entschieden, welchen der acht zu Beginn ausgewählten Skills wir eine Stufe verbessern wollen, was uns wiederum eine neue Fertigkeit oder einfach bessere  passive Boni gibt.

Von Vielfalt erschlagen

Was anfangs recht übersichtlich ausschaut überfordert den Einstieger schon bald. Überall finden wir uns unbekannte Gegenstände, was tun die bloß alle und brauchen wir die später noch? Das Handwerkssystem haben wir im Tutorial gar nicht Dungeons of Dredmor 2014-01-25 20-44-07-18beigebracht bekommen, doch gibt es mindestens 7 Handwerksberufe. Zum Glück ist das Craftingfenster halbwegs übersichtlich und nach bekannten Rezepten und vorhandenen Zutaten filterbar. So schaffen wir es bald zwei Eisenbarren und daraus eine erste fesche eiserne Beinrüstung zu schmieden. Doch der Überblick über die Zahlreichen Fallen, Bolzen, Nahrungsmittel und Tränke geht bald verloren. Die einzelnen Dungeonetagen sind sehr weitläufig, so dass ich bereue nicht die Einstellung „no time to grind“ gewählt zu haben. Mit dieser sind die Etagen kleiner – ob sich das auf den Schwierigkeitsgrad auswirkt werde ich in dieser einen Stunde nicht überprüfen können. ich komme an Regalen mit neuen Rezepten vorbei, treffe und erlege viele verschiedene Gegner, betrete Teleporter, lege Hebel um, sortiere immer mal wieder etwas aus meinem begrenzten Inventarplatz aus und betrete schließlich mit Hilfe von gefundenen Wizard Keys die Hölle der Diggles, eben jener Viecher, die wir im Tutorial und den oberen Etagen massenhaft erschlagen haben. Und nun schlagen sie zurück. „Congratulations! You have died!“ Danke, danke, die Stunde ist ohnehin um.

Fazit

Dungeons of Dredmore ist ein technisch limitierter Roguelike der durch Humor zu überzeugen weiß und ansonsten durch Vielfalt und ein funktionierendes Gesamtkonzept glänzt. Ich bin mir sicher es gibt noch jede Menge zu entdecken und ich werde mit den unterschiedlichen Spieloptionen rumprobieren müssen, denn in der Standardeinstellung kann so ein Durchgang vermutlich einige Stunden gehen. Sehr schade ist, dass sich die Ausrüstung in keiner Weise auf das Aussehen unseres Helden auswirkt. So muss man sich mit den Texten und der eigenen Vorstellungskraft zufrieden geben. Bei mir reicht das sicher noch für einige weitere Durchgänge, es gibt noch viele Skills, die ich ausprobieren muss. Und ich bin erst bis in Level 3 gewesen, soweit ich weiß geht es bis Level 15 runter… es gibt viel zu tun.

positivEin humorvolles Roguelike, dass trotz technischer Schwächen funktioniert und Spaß macht. Ich werde direkt den nächsten Charakter in den Tod Dungeon schicken.

The Banner Saga

The Gods are dead

Die Götter sind tot und die Sonne steht reglos am Himmel, so dass es keinen Tag-Nacht-Zyklus mehr gibt. Menschen und Riesen haben in einem wackligen Bündnis die Dredge, eine zerstörerische Rasse von steinernen Kriegern, in die nördlichen Ödlande zurückgedrängt. In einer einzigen Textseite wird uns diese Hintergrundgeschichte geschildert und entlässt uns mit den aufmunternden Worten „Es ist die Zeit des Wachstums und Handelns, das Leben geht weiter“ in die nordische Welt von The Banner Saga.
Entwickler Stoic nutzte im April 2012 den Kickstarter Hype und kündigte ein erwachsenes, storylastiges Rundenstrategiespiel an. Die ursprünglich angepeilten 100.000$ wurden weit übertroffen und letztendlich landeten sie bei fast 724.000$. Mitte 2013 konnte man bereits die Kämpfe in einer Multiplayer-Beta antesten und seit dem 14. Januar 2014 ist die finale Version auf Steam erhältlich, leider ausschließlich auf englisch. Ich schaue mir das Spiel 60 Minuten lang für einen Ersteindruck angeschaut.

The Banner Saga 2014-01-22 17-31-56-74Zur technischen Seite sei zu sagen, dass sie mich positiv überrascht hat. Die Musik ist sehr stimmungsvoll und die Grafik erinnert mich irgendwie an westliche Zeichentrickfilme aus den 80ern, auch wenn ich nicht wirklich einordnen kann an welche genau. Dass sie während der Dialoge nur wenige Animationen haben stört nicht sonderlich. Von den zahlreichen Texten der Story sind leider nur einige Vertont, diese jedoch hochwertig.

Erste Schritte im Taktikkampf

In einer verschneiten Umgebung kommt unsere Karawane aus 32 Varl (so heißen die Riesen) in eine sehr nach Wikingerdorf aussehende Siedlung der Menschen. Eine Gruppe Aufständischer versucht soeben den Anführer des Dorfes zu stürzen – und wir greifen erstmals zu den Waffen. Wie auch in den kommenden Kämpfen werden uns nach und nach die taktischen Möglichkeiten erklärt. Auf einer in Quadrate eingeteilten Karten bringen wir zuerst unsere Einheiten in Stellung und ziehen dann ins Gefecht. Jede Einheit hat Charakterwerte, eine Sonderfertigkeit und einen Itemslot, Menschen belegen nur 1 Quadrat, Varl belegen 2*2 Felder. Besonders wichtig sind die Werte Rüstung und Stärke, wobei Stärke hier gleichbedeutend ist mit Lebenspunkten, was bedeutet, dass angeschlagene Einheiten auch weniger Schaden austeilen können. Gezogen wird abwechselnd jeweils eine Einheit pro Seite.

The Banner Saga 2014-01-22 17-30-38-97Wir merken schnell, dass dadurch die Seite mit weniger Einheiten auf dem Feld jede Einheit öfter ziehen kann. Kämpfe werden dadurch spannender, da die unterlegene Seite flexibler wird. Sobald aber eine Seite nur noch eine einzige Einheit hat wechselt das ganze in den Pillage Modus und nach dem Zug der einzelnen Einheit darf die komplette Gegenseite ziehen. Dieser Kniff verhindert, dass die letzte Einheit einfach immer nur wegrennt statt sich ihrem Schicksal zu ergeben. Erwähnenswert sind außerdem die Willenskraftpunkte, mit denen die Einheiten Aktionen ausführen können, die über ihre übliche Leistungsfähigkeit hinausgehen. Pro Runde können von diesen 1-2 eingesetzt werden um z.B. weiter zu laufen oder härter zuzuschlagen. Gegebenenfalls sichert man sich durch eine solche Aktion den entscheidenden Vorteil im Duell.
Diese Regeln werden in den ersten Kämpfen nach und nach gut vermittelt.

Hinter der einfachen Handhabung entfaltet sich eine Vielzahl taktischer Möglichkeiten in punkto Einsatz der Fähigkeiten, Positionierung auf dem Feld und später auch Upgraden der Einheiten. Unser Kontingent an Kämpfern ist anfangs sehr übersichtlich. Sollte im Kampf jemand fallen braucht er einige Tage Ruhe um wieder zu vollen Kräften zu kommen – Permadeath scheint es nicht zu geben. Erreicht eine Einheit eine bestimmte Zahl von Tötungen, so können wir sie mit der Währung „Bekanntheit“ befördern und Skillpunkte verteilen. Bekanntheit wird ebenfalls bei Händlern als Währung akzeptiert. Wir erhalten sie durch erfolgreiche Kämpfe und teilweise nach bestimmten Entscheidungen.

The Oregon Trail

Die Karawane von Varl zieht nach kurzer Zeit weiter in Richtung Osten. Unser Augenmerk richtet sich nun auf einige für uns neue Werte: Der wie vielte Tag der Reise ist gerade? Wie ist die Moral der Gruppe? Für wie viele Tage haben wir Proviant? Ich fühlte mich hierbei ein wenig an den Spieleklassiker Oregon Trail erinnert. Während der Story haben wir oft die Möglichkeit bestimmte Entscheidungen zu treffen, die direkt oder indirekt Einfluss auf unsere Gruppe haben. Einige dieser Entscheidungen können drastische, vorher nicht bedachte Auswirkungen haben. Nach einer dieser Entscheidungen wechselt der Schauplatz und wir sind im Osten des Kontinents Zeuge einer Begegnung der Menschen mit den Dredge. Die Dredge scheinen erneut in die Gebiete von Menschen und Varl zu drängen. Wir entscheiden uns nach dem harten KampfThe Banner Saga 2014-01-22 18-41-44-39
dafür, die Siedlung aufzugeben und uns sofort zurückzuziehen. Auf dem Weg zur nächsten Siedlung Richtung Westen fällt uns auf, dass wir vielleicht doch erstmal unsere Vorräten hätten aufstocken sollen, denn auf dem Weg fallen die ersten Mitglieder der Reisegruppe dem Hunger zum Opfer. Kurz darauf treffen wir zwei Personen auf dem Weg, die sich uns anschließen wollen. Da sie Proviant dabei haben, sagen wir zu und sind das Hungerproblem die nächsten Tage los, einer der beiden besäuft sich jedoch am Lagerfeuer und mischt die friedliche Gruppe auf. Wir als Mitanführer der Gruppe versuchen die Wogen zu glätten und schaffen das auch, jedoch nur auf kosten der Moral der Gruppe. Anführer zu sein ist nicht immer leicht…

Fazit

Die taktischen Kämpfe sind fordernd aber dank begrenzten Aktionen nicht überfordernd und die technische Umsetzung ist gut gelungen und steht dem Spielspaß nicht im Wege. Die große Stärke des Spiels ist sicherlich die Story. Das ganze Szenario gefällt mir gut, wirkt ein bisschen wie eine Mischung aus Wikingern und Game of Thrones. Auch wenn ich bislang nur die erste Stunde gesehen habe vermute ich mal, dass die beiden Handlungsstränge, die eine Gruppe die nach Westen zieht und die andere Gruppe die nach Osten zieht, sich irgendwann zusammenfinden werden. Ich jedenfalls möchte wissen wie es weitergeht und habe an den Spielmechaniken Spaß.
The Banner Saga ist für 22,99€ auf Steam oder für knapp 19€ auf GOG.com zu haben.

positivSzenario überzeugt, Story fängt interessant an und die Taktikkämpfe machen Spaß. Ich werde es weiterspielen.